Hallo Forengemeinde!
Bevor irgendwelche
Grundsatzdiskussionen losgehen, welche Zündanlage wohl die beste ist, jede
Zündung hat seine Daseinsberechtigung da, wo sie angebracht ist. Die Vape mit
AC/DC - Mix wurde eben seinerzeit als Plug-und-Play - Lösung entwickelt für
Simsonfahrer, die Unterbrecherzündung oder 6V - Anlage ohne aufwändige neue
Verkabelung ersetzen wollten. Dafür war eben genau diese Anlage sowas von perfekt
zugeschnitten.
Mittlerweile gibbet viel Zubehör für Simmen wie Alarmanlagen, LED- Gimmicks und Ladebuchsen für das Telefon, da ist die Gleichstromanlage im Vorteil, da sie zum einen keine Leistung durch nicht Ausschöpfen im Gleichstrom- oder Wechselstromkreis "verschenkt", zum zweiten sehr einfache Schaltungen erlaubt.
Von Vorteil ist, dass der Stator der AC/DC technisch fast identisch zur Gleichstromanlage ist.
Der Vollständigkeit halber mache ich für Euch noch kurz "Sendung mit der Maus".
Die Vape AC/DC hat laut Datenblatt 70 Watt Wechselspannung ungeregelt und 25 Watt Gleichspannung auf 14,4V geregelt (bei 4000 U/min). Gelb und gelb-rot bringen Spannung von den Spulen des Stators, beide nutzen als zweiten Pol die Masse vom Gehäuse. Deshalb ist auch eine Masseführung zum Motorgehäuse zwingend notwendig. Da es sich um zwei Stromkreise handelt, ist bei nicht Ausnutzen der 70W Wechselstrom der ungenutzte Rest nicht automatisch für den Gleichstrom nutzbar, da sind es trotzdem nur 25W, wovon unter anderem der Akku geladen wird. Deshalb ist die Anschlussvielfalt im Gleichstrombereich recht schmal gestaltet und nach Blinker oder (und) Hupe schon auf die Zugabe des Akkus angewiesen. Die zwei Blinkerlampen haben ja schon 42W. Der Regler der Vape AC/DC ist eben recht schwachbrüstig - mehr war bei der Standardsimme ja auch nicht nötig. Erschwerend kommt hinzu, dass der Wechselspannungskreis ungeregelt ist, also zwischen 16 und 50V - je nach Drehzahl - schwankt. Normales Glühobst in den Lampen kann das ab, eine H4 im Hauptscheinwerfer bei zu wenig Abnehmern im gesamten Wechselstromkreis ist da weniger ausdauernd. Bleibt also wenig Spielraum für Umgestaltungen im Schaltplan.
Eine reine Gleichstromanlage von Vape (ehemals Powerdynamo) leistet 100W Gleichspannung, die bei 14,4 Volt (Vape-Regler 7300) abgeregelt wird. Der Vape R7300 hat einen Kondensator zur Glättung verbaut, so kann man die Simme sogar mit komplett leerem Akku noch fahren, ohne auf Licht, Blinker oder Hupe verzichten zu müssen.
Manche behaupten, dass man unbedingt einen leistungsfähigeren Akku einbauen soll. Das halte ich persönlich für überflüssig, jeder Plastikroller hat einen 5Ah - Akku drin und läuft mit Gleichspannungsanlage, da platzt auch kein Akku.
Unterschiede zwischen Vape AC/DC und Vape Gleichspannung findet man unter Anderem im Regler.
Bei der AC/DC verwendet man den R54 (oder ältere). Die Spannung wird von einmal 6 in Reihe geschalteten Spulen und zum anderen von einer einzelnen Spule verarbeitet. Es ist jeweils ein Ende der Spulen an der Fahrzeugmasse angelegt. Gleichzeitig nutzt auch der geregelte Kreis den Rahmen als Masse. Genutzt wird nur die positive Halbwelle der Wechselspannung. Ich vermute mal ganz stark, dass man die Halbwellen der einzelnen 8. Spule zum Regeln der Spannung über destruktive Interferenz (Wellenüberlagerung mit Auslöschung) nutzt.
Bei der Vape Powerdynamo verwendet man den R7300. Der ist sehr hochwertig, also auch mit um die 80€ recht teuer. Sicher kann man einen anderen Regler verbauen, mit den nicht-Vape-Reglern habe ich mich aber nicht befasst, keine Ahnung, welcher klaglos werkelt und welcher zickt. Auf jeden Fall gibbet auch da genügend Gute, nicht jeder Plastikroller bleibt ja alle halbe Jahre mit abgerauchtem Regler liegen. Der R7300 verarbeitet die Spannung von 8 in Reihe geschalteten Spulen, es erfolgt kein Abgriff über die Fahrzeugmasse. So kann hier ein Brückengleichrichter verbaut werden, der beide Halbwellen (positiv und negativ) zur Gleichspannung wandelt. Der verbaute Kondensator glättet die Spitzen der bis dahin noch pulsierende Gleichspannung.
Zweiter Unterschied liegt in den Spulen des Stators. Die AC/DC hat 6+1 Spulen gewickelt. Die Spulen 1-6 haben 37 Wicklungen mit 0,85 Kupferlackdraht. Sie werden abwechselnd mit oder gegen den Uhrzeigersinn gewickelt, beginnend gegen den Uhrzeigersinn. Spule 7 ist leer. Spule 8 ist mit nur 34 Wicklungen belegt. Zwischen 6 und 7 ist Abgriff 1 (gelb-rot). Ausgang Spule 8 ist mit Abgriff 2 belegt (gelb). Spule 1 beginnt an Masse (aufgelötet an einem Blechwinkelchen am Stator) Die schwarze Spule erzeugt die Spannung (350-500V) für die Zündspule (rotes Kabel), daneben ist der Hallgeber für den Zündzeitpunkt verbaut (weißes Kabel).
Der Stator der Vape Powerdynamo ist einfacher gestaltet. Zündspannungsspule und Hallgeber sind gleich, wie bei der AC/DC. Die Spulen 1-8 sind im Wechsel im und gegen den Uhrzeigersinn mit 37 Wicklungen gewickelt, die Spannung wird zwischen Anfang Spule 1 und Ende Spule 8 abgegriffen, die 8 Spulen liegen nicht an Masse an. Die Wechselspannung ist abhängig von der Drehzahl, etwa 10V pro 1000 Umdrehungen, also bei 7000U/min ~70V oder bei 2000U/min ~20V.
Nun zum Umbau!
Ich gehe mal davon aus, dass ihr die Zündung schon ausgebaut auf dem Tisch oder der Werkbank liegen habt. Das Polrad der Vape könnt ihr weiter verwenden.
Ihr benötigt:
- Kupferlackdraht 0,85mm (ich habe den im Internet für 8,65€ bekommen)
- Schraubensicherungslack
- Lötzeug
- Schrumpfschlauch etwa 3mm Durchmesser
- Heißluftgebläse (für den Schrumpfschlauch)
- kleiner Seitenschneider
- kleiner Hammer
- Universalmessgerät
- Kreuzschlitz Schraubendreher (genau passend! Ihr dreht sonst die Schrauben rund - zusätzliche Friemelei)
- 2 Kabelschuhe mit Isolierung
- Werkzeug zum Verpressen der Kabelschuhe
- Abisolierwerkzeug
- Messer zum Freikratzen der Drahtenden an den Spulen
- Regler Vape R7300 (oder Äquivalent), den R7300 habe ich für 83€ bekommen
- mindestens einen kleinen Kabelbinder
Zuerst trennt ihr die beiden Kabelbinder (Grundplatte an der Zuleitung und auf Spule 7) auf. Anschließend legt ihr die Grundplatte flach auf den Tisch und steckt den Kreuzschlitz in die erste der drei Schrauben. Schlagt nun einmal mit dem Hammer mit geringer Kraft oben auf den Schraubenzieher, dadurch lässt sich die Verbindung leichter lösen. Dreht nun die Schraube heraus. Das Gleiche macht ihr mit den beiden anderen Schrauben. Nehmt den Stator von der Grundplatte, dabei keine Kabel abreißen! Entfernt vorsichtig vom gelben und vom gelb-roten Kabel die schwarzen Schrumpfschläuche und legt somit die Lötenden von gelb und gelb-rot frei. Nun lötet gelb und gelb-rot von den Spulendrähten ab. Lötet nicht zu lange an den Spulendrähten herum, der Schutzlack verträgt nicht allzu viel. Trennt Spule 8 an der Lötstelle vom Draht der Spule 6 und wickelt Spule 8 vollständig ab.
Nun lötet den Anfang von Spule 1 vom Massepunkt am Stator ab. Mit dem kleinen Seitenschneider trennt die Lötfahne am Massepunkt ab oder biegt das Winkelchen einfach runter auf den Stator.
Auf das gelbe Kabel schiebt ihr ein etwa 2cm langes Stück Schrumpfschlauch und lötet es an das vom Massepunkt abgelötete Ende der 1. Spule an. Schiebt den Schrumpfschlauch darüber und schrumpft ihn mit dem Heißluftgebläse. Anschließend kürzt das Ende von Spule 6 wie auf dem Bild mit der roten Linie markiert. Kratzt dann mit dem Messer auf etwa 3mm Länge ringsherum vom Draht den Schutzlack ab. Das gleiche Kratzen macht am Ende eurer gekauften Kupferlackdrahtrolle. Nun ein Stück Schrumpfschlauch auf das Ende der gekauften Rolle und das Ende an den Spulenausgang der Spule 6 löten. Schrumpfschlauch drüber schieben und einschrumpfen. Jetzt werden die Spulen 7 und 8 gewickelt. Achtet bitte darauf, mit dem Kupferlackdraht nicht an den scharfen Kanten des Stators langzuscheuern, der Lack ist sehr schnell runtergekratzt - Kurzschluss - Schrott! Wickelt recht straff die Spule 7 mit 37 Wicklungen gegen den Uhrzeigersinn. Danach wickelt Spule 8 im Uhrzeigersinn, ebenso mit 37 Wicklungen. Die letzte Wicklung wird unter die vorletzte Wicklung gezogen und somit gegen Abwickeln gesichert. Schneidet den Draht ab, lasst aber einen guten cm überstehen. Auf das gelb-rote Kabel schiebt ihr wieder Schrumpfschlauch. Dann kratzt wieder 3mm vom frisch aufgewickelten Spulendrahtende ab und lötet das gelb-rote Kabel dran. Schrumpfschlauch drüber, einschrumpfen.
Nun setzt den Stator wieder auf die Grundplatte. Achtet bitte darauf, nichts einzuklemmen. Zur Not mit kleinem Kabelbinder fixieren. Die Schrauben zieht mit Sicherungslack fest und befestigt die Zuleitung am vorgesehenen Punkt der Grundplatte (zwei Bohrungen) mit einem Kabelbinder. Der Verschluss muss dabei unter der Grundplatte liegen, damit später das Polrad nicht daran schleift.
Zum Schluss prüft mit dem Messgerät, ob zwischen gelben und gelb-roten Kabel Durchgang, gegen Masse des Stators kein Durchgang ist und weiß gegen Masse einen Widerstand von etwa 67 Ohm hat. Wenn ja, Glückwunsch! Das Schwerste ist erledigt!
Jetzt müsst ihr nur noch den Kabelbaum anpassen. Der Vierfachstecker bleibt dran. Alle Kabel, die schwarz-weiß sind, können abgeschnitten werden. Benötigt werden rot und weiß (Zündung), auch der Stecker bleibt dran. Der Molex-Stecker (flach mit drei nebeneinander liegenden runden Pins) kann ab. Rot und gelb vom 4fach-Stecker bekommen einen Kabelschuh. Nehmt aber nicht das rote Kabel, das zum Stecker der Zündspule geht.
Zusammengesteckt wird das Ganze so:
Es ist egal, welches Kabel (gelb oder rot) mit den schwarzen Kabeln des Reglers verbunden werden, weil an der Stelle noch Wechselspannung anliegt.
Nun besteht kein Unterschied mehr von Eurer Lichtanlage zur Vape/Powerdynamo!