Ja das ist alles etwas speziell...
Wenn wir neue Leute in unserm Getriebebereich haben, erklär ich das immer Stück für Stück. Wer damit zu tun hat und sich dafür interessiert, kommt da nach ner Weile auch rein.
Das ist eigentlich wie mit allem... Aber es ist auch so, man kann und wird in dem Gebiet nie alles wissen und immer was neues dazu lernen.
Schön ist, dass man z.B im Maschinenbaustudium keine 10% der Materie durchnimmt. Als ich vor 15 Jahren da reingeschlittert bin, dacht ich immer, aja, Übersetzung berechnen, Achsabstand, Modul usw und fertig ist der Lack. Pustekuchen!
Allein wenns in das Thema Mikrogeometrie, in die einzelnen Fertigungsverfahren sowie in die Verfahrenstechnik und deren Prozessauslegung reingeht, wird es äußerst interessant. Das Gebiet ist soweit gefächert, da ist ein Motorenbau dagegen wie Kindergeburtstag.
Bei meinen 2 tollen Begriffen "Protuberanz" und "Mulde über C" handelt es sich lediglich nur um 2 Freimachungen beim Wälzfräsen um später beim Verzahnungsschleifen oder Honen keine Kanten (Sollbruchstellen) zu erzeugen. Die Prozuberanz braucht man beim Schleifen immer, die Mulde nur bei Wellenstümpfen, in denen die Verzahnung ausläuft, also wie bei der Simson Antriebswelle, Verzahnung 1.
Die Protuberanz ist auch als Unterschnitt oder Neudeutsch "Undercut" bekannt. Dazu bekommt der trapezförmige Zahn des Wälzfräsers links und rechts am Zahnkopf einen kleinen Wulst um später im Abwälzverfahren das Negativprofil, den "Unterschnitt" im Zahnfuß zu erzeugen. Das sieht man, wenn man seitlich auf den Zahn schaut, diese Ansicht nennt man übrigens "Profilansicht".
Bei Vinnie ist der Unterschnitt auch gefräst worden, das kann man in der seitlichen Ansicht schön sehen. Dieser hat aber in dem Fall noch eine andere Bewandnis, denn schrumpft die Zähnezahl unter 11, fängt der Zahnkopf des Zahns vom Gegenrad im Zahnfuß der Rads mit weniger als 11 Zähnen an zu drücken und es kommt zu Verschleiß und Zahnbruch.
Einfach mal hier auf den blauen Bereich im Zahnfuß gucken:
Schaut man von oben auf die Verzahnung, spricht man von Flankenansicht bzw Flankenlinie. Dort ist die "Mulde" nichts anderes als eine Freimachung. Fräse ich die Verzahnung in einen Wellenstumpf, wo die Verzahnung drin ausläuft, muss ich im Auslaufbereich angekommen, das Werkstück leicht nach links und rechts verdrehen um die Mulde zu erzeugen. Quasi zusätzlich an der Stelle den Zahn dünner fräsen.
"C" ist in dem Fall die Achse des Werkstücks in der Maschine.
Die Mulde kann auch über ein tieferes Zustellen des Fräsers (X-Achse) zur Welle, statt der Verdrehung erzeugt werden. Doch damit schwächt man die Welle im Durchmesser und somit deren Haltbarkeit.
Gruß Michel